Nach einjähriger Vorbereitungszeit begann für unsere Bergfreunde Django, Erwin, Martin, und Toni das bisher wohl größte Abenteuer ihrer Wanderzeit. Die Besteigung des Großglockners (3.798 m ). Begonnen hat alles mit der Besteigung des Großvenedigers ( 3.674 m ) am 09.07.2001. Nachdem dieser Gipfel bezwungen war, wurde nach einem neuen Ziel gesucht und dies auch sehr schnell gefunden. Unser damaliger Bergführer empfahl aufgrund unserer hohen alpinen Erfahrung den Großglockner.


Facts Großglockner

Der Großglockner ( 3.798 m ) ist das "Herzstück" des Nationalparks Hohe Tauern. Dieser erstreckt sich über die Gebiete der Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol, hat eine Gesamtfläche von ca. 1.800 km² und ist damit der größte Nationalpark des gesamten Alpenraums.
Alle Anstiege zum Großglockner erfordern hochalpine Erfahrung. Seil und Eisausrüstung sind Standard. Der II. Schwierigkeitsgrad im Fels muss beherrscht werden.


1. Samstag (07.09.2002)

Abfahrt um kurz nach 7.15 Uhr bei Django. Gemeinsam holten wir Toni von zu Hause ab, wo wir uns noch einen schnellen Espresso genehmigten. Um etwa 8.15 Uhr fuhren wir nach Ödhöfling, wo uns bereits Martin erwartete. Nachdem wir unser ganzes Gepäck in den Bus geladen hatten, ging es um ca. 9.30 Uhr auf die Reise: über die Autobahn Regensburg nach München.


Nach etwa 2,5 Stunden Fahrt hatten wir bereits unsere erste Hungerattacke, die wir bei Mc Donalds befriedigten. Nach einer kleinen Pause ging es weiter unserem Ziel entgegen. Nach weiteren 2 Stunden erreichten wir über die Kalser Glocknerstraße das Ziel unserer Träume - Kals in Österreich.


Nachdem wir unser Auto am Parkplatz abgestellt und unsere Rucksäcke geschultert hatten, ging es auf einem guten Wanderweg zur Lucknerhütte auf 2.241 m.


Nach ca. einer Stunde erreichten wir gegen 15.00 Uhr die Hütte, wo wir auch die Nacht verbringen wollten.


Toni hatte hier bereits ein Doppelzimmer und zwei Lagerplätze reserviert - aber dazu später ein paar Zeilen.
Diese Hütte sollte als Ausgangsbasis für unseren Gipfelsturm dienen, denn hier wollten wir uns am nächsten Tag mit unserem Bergführer treffen. Den Abend verbrachten wir bei einem sehr guten Essen und einer sehr freundlichen Bedienung (Maria). Nach mehreren Telefongesprächen mit unserem Bergführer stellte sich heraus, dass wir frühestens am nächsten Tag gegen 12.00 Uhr zur Adlersruh ( 3.454 m ) aufbrechen würden. Zur Nachtruhe begaben wir uns dann auf unser Zimmer. Dieses Zimmer teilten sich Django und Erwin. Es dauerte etwa fünf Minuten, dann klopften Toni und Martin (die freiwillig das Lager beziehen wollten) an unserer Tür und erbaten einen Schlafplatz. Somit schliefen dann vier Personen in einem Doppelzimmer und dennoch wurde es eine ruhige Nacht (ohne Schnarchen).


2. Tag (Sonntag, 08.09.2002)


Nach einer insgesamt ereignislosen Nacht erblickten wir zum ersten Mal den "schwarzen Berg" in seiner vollen Pracht.

Um ca. 8.00 Uhr ging es zum Frühstücksbüfett, dass hier sehr reichhaltig war. Durch das Fernglas konnten wir zum ersten Mal sehen, welche Menschenmassen sich am Berg bewegten. Es kam zu einem regelrechten "Stau" am Einstieg zum Kleinglockner und an der Glocknerscharte. Nach einem weiteren Telefonat mit unserem Bergführer stellte sich heraus, dass dieser frühestens gegen 14.30 Uhr (incl. Ausrüstung) bei der Lucknerhütte eintreffen würde. Aufgrund dessen machten sich Django und Toni bereits vorher zur Stüdlhütte ( 2.801 m ) auf. Martin und ich verbrachten noch einen sonnigen Tag auf der Lucknerhütte.


Nach einer Wartezeit von nunmehr insgesamt 24 Stunden machten wir uns endlich bepackt mit Eispickel, Steigeisen, Gurte und Sicherungsschlingen zusammen mit unserem Bergführer Martin gegen 15.00 Uhr auf zur Stüdlhütte.


Dort trafen wir gegen 17.00 Uhr ein. Nachdem wir unsere Ausrüstung wieder aufgeteilt hatten (Eispickel etc) marschierten wir gegen 17.30 Uhr weiter zur Aldersruh.
Inzwischen hatte sich das Wetter merklich verschlechtert. Es begann leicht zu nieseln und es zog Nebel auf. Bevor wir über das Ködnitzkees gingen, mussten wir uns anseilen.


Der Bergführer erklärte uns, dass wir in seine Fußstampfen treten sollten. Dies galt jedoch nicht für Django, der direkt hinter dem Bergführer herging. Bereits nach kurzer Zeit auf dem Gletscher unterwegs stampfte Django in eine Gletscherspalte. Diese war zum Glück relativ schmal, so dass sich kein größeres Problem ergab. Nachdem Martin nochmals zur Vorsicht gemahnt hatte, ging es weiter. Django schaffte es jedoch wieder nach kurzer Zeit eine Gletscherspalte zu finden. Glücklicherweise war auch diese recht schmal, so dass er hier auch nur mit einem Bein versank. Nach dem Gletscher ging es in ein Schneefeld und ab hier wurde es richtig beschwerlich.


Ein steiler Aufstieg im Fels, teilweise mit Seil gesichert, kostete unsere letzten Kräfte. Hier überholten wir auch eine andere Seilmannschaft, die große Probleme mit einem Mitglied ihrer Gruppe hatte. Gegen 20.00 Uhr, es wurde bereits sehr schnell dunkel, erreichten wir die Adlersruh.


Während wir uns in der gut besuchten Hütte einen Platz zum Abendessen suchten, musste unser Bergführer zusammen mit anderen Bergführern die Gruppe, die Probleme hatte, auf die Hütte holen. Nach einem deftigen Abendessen und einem Glas Bier (4,--Euro !!!!!!!) suchten wir unser Nachtlager, das sich aber nicht einfach gestaltete. Schließlich fanden wir es und legten uns gegen 23.00 Uhr zur Ruh.


3. Tag (Montag, 09.09.2002)


Die Nacht gestaltete sich sehr unruhig (heftige Windböen, mehrmaliges Aufsuchen der Toilette) und war um ca. 5.30 Uhr vorbei. Wider Erwarten war es ein wunderbarer Morgen. Die Sonne ging bereits auf, der Himmel war wolkenlos und die Temperatur betrug ca. 10 Grad minus.


Im Gastraum war bereits extrem viel los. Jeder wollte so früh wie möglich zum Gipfel aufbrechen. Nachdem wir ein schnelles Frühstück eingenommen hatten, legten wir unsere Ausrüstung an. Django entschied sich im Basislager zu bleiben.
Wir waren die letzte Gruppe, die von der Hütte losging.


Bereits kurz nach der Hütte musste eine Zwangspause eingelegt werden, weil zum einen die Sicherungsschlingen vergessen wurden und zum anderen sich von Martins Schuhen (Größe 48!!!!!) die Steigeisen lösten. Um ca. 7.30 Uhr konnten wir endlich losgehen.
Es ging bei strahlendem Sonnenschein über den "Normalweg" (Ostanstieg) in den Berg hinein. Über den Firnrücken und den 35 Grad steilen Eishang des "Glocknerleitl" zum Beginn der Felsen.


Aufwärts ging es über den teilweise mit Eisenstangen versehenen Grat zum Kleinglockner.


Der Anstieg bis zum Kleinglockner dauerte ca. eine Stunde und war anstrengend. Aber das beste Stück hatten wir noch vor uns. Zum Glück ahnte keiner, was auf uns zukommen würde. Vor uns bildete sich bereits ein Stau. Wir waren die einzigen, die mit Steigeisen in den Fels kletterten - und das war gut so. Unser Bergführer entschied sich für die seitliche Route und vermied dadurch, dass wir uns in der Mitte zum Stau dazu-gesellten. So ging es für uns ziemlich gut voran, wobei wir immer am Abgrund
(ca. 1.000 m ) entlang kletterten. Der Ausblick war gigantisch. Auf der rechten Seite konnten wir die Pallavicini-Rinne sehen und tief zog sich die Pasterze (Österreichs bekanntester Gletscher) entlang der Talsohle hin.

Bis zum Gipfel war es noch weit. Bereits nach kurzer Zeit im Fels lockerte sich von Martin wieder die Steigeisen, so dass er letztendlich diese abschnallen musste. Für ihn ging es dann ohne Steigeisen weiter. Über die obere "Glocknerscharte", die über-raschend relativ breit (ca. 1 m) und auch nicht sehr lang war, ging es zum Gipfel hoch. Das letzte Stück erwies sich noch einmal als sehr anspruchsvoll und forderte unsere komplette Aufmerksamkeit. Gegen 9.30 Uhr waren wir auf dem Gipfel am Glocknerkreuz.

Ein beeindruckendes Erlebnis. All die Strapazen des Aufstiegs waren vergessen. Wir hatten ca. 200 km Fernsicht und keine Wolke trübte den Himmel - einfach genial. Im Norden konnten wir die grauen Kalkspitzen des Karwedels sehen. Weiter ging der Blick bis zu den Kalkplateaus des Dachsteins bis ins Alpenvorland. Besonders imposant wirkte der Watzmann. In westlicher Richtung stach der Großvendiger ins Auge.

Den Gipfel mussten wir uns nur mit einer einzigen Seilschaft teilen. Nach den obligatorischen "Berg Hurra", den Gipfelfotos und einem Schluck aus der Thermoskanne mussten wir wieder den Rückweg antreten. Toni musste hier vorausgehen. Dabei kamen wir wieder in den obligatorischen Stau an der Glocknerscharte. Auch diesen Teil meisterten wir mit Bravur. Der Abstieg ging wieder über die Adlersruh. Unmittelbar nach der Schutzhütte kam es zu einer brenzligen Situation. Während wir uns in einem Steilstück befanden, stieg oberhalb von uns eine andere Seilschaft in den Fels ein. Dabei löste diese einen Steinschlag aus, der uns voll traf. Zum Glück fielen die Steine auf unsere Rucksäcke und nicht auf unsere Köpfe. Nach dieser nicht ganz ungefährlichen Situation ging es weiter zur Stüdlhütte, wo wir unseren wohlverdienten Gipfelschnaps zu uns nahmen. Wiederum nach einem kurzen Zwischenstopp bei der Lucknerhütte entschieden wir uns bis zum Lucknerhaus abzusteigen. Wir verbrachten wir noch eine ruhige Nacht, bevor wir am nächsten Tag die Heimreise antraten.

 

 

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Großglockner

vom

07.09.2002 - 10.09.2002

Teilnehmer: Django, Erwin, Martin, Toni

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text:

Erwin Hecht

 

Bilder:

Erwin Hecht und Martin Schnupfhagn